Die KFBT fordert eine differenzierte Diskussion zur Akzeptanz des Bachelorabschlusses unter Berücksichtigung der berufsqualifizierend ausgebildeten Bachelors der Hochschulen für angewandte Wissenschaften.
Die immer wieder öffentlich geäußerte Kritik am Bachelor der deutschen Hochschulen kommt oft aus den Hochschulen selbst. So verglich kürzlich der Präsident der Universität Hamburg und Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz Lenzen den Bachelorabschluss mit dem Vordiplom oder mit einer Berufsausbildung (Spiegel-Interview am 22.5.2012). Diese kritischen Stimmen beziehen sich jedoch meist auf sechssemestrige universitäre Bachelorstudiengänge. Dagegen verbinden die entsprechenden sechs- bzw. siebensemestrigen Studiengänge an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAWen) wissenschaftliche Grundlagen mit praxisorientierten Anwendungen. Die Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen sind deshalb in Industrie und Wirtschaft sehr gefragt. Real werden circa ein Drittel der deutschen Studierenden an HAWen ausgebildet. Im Ingenieurbereich kommen sogar zwei Drittel der Absolventen von diesem Hochschultyp.
Die Umstellung auf Bachelor- und Masterprogramme erfolgte an den HAWen nach dem Vorbild der in der Wirtschaft äußerst anerkannten Diplom (FH)-Studiengänge. Dementsprechend sind diese Bachelorstudiengänge wissenschaftlich fundiert, anwendungsorientiert und vermitteln Kompetenzen auf dem Niveau des früheren Diploms (FH).
Die Aussage von Präsident Lenzen „Mit dem Bachelor starten Absolventen in einen Beruf, für den sie keine akademische Qualifikation brauchen“ trifft auf Absolventinnen und Absolventen der HAWen überhaupt nicht zu, weil die im Studium erworbenen wissenschaftlichen, fachlichen und sozialen Kompetenzen gerade in den angestrebten Berufsfeldern gefragt und für ein lebenslanges Lernen essentiell sind.
Die kritischen universitären Stimmen zu dem universitären Bachelorabschluss führen allerdings zu einer Verunsicherung der Personalentscheider in der Wirtschaft und besonders zur Verunsicherung aller Bachelorabsolventen, auch denen der HAWen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass auch an HAWen die Nachfrage nach Masterstudienplätzen sprunghaft ansteigt, da gute Bachelorabsolventen auch gegenüber schwachen Masterabsolventen Wettbewerbsnachteile befürchten. Der Master als Regelabschluss ist zwar weder von der Politik noch von der Wirtschaft gewünscht, wird aber Realität werden, wenn die Bachelorabsolventen weiterhin undifferenziert und großteils ungerechtfertigt als Vorab-Aussteiger bezeichnet werden. Auch nicht jeder Studierende einer Universität eignet sich für ein Masterstudium und sollte mit einem berufsqualifizierten Bachelorabschluss in das Arbeitsleben eintreten können.
Die KFBT fordert deshalb die Personalentscheider der Wirtschaft und die Politik auf, Bachelorabschlüsse an Hochschulen differenziert zu beurteilen, nachhaltige Karrierechancen für Bachelor-Absolventen zu eröffnen und für einen realistischen Bedarf sowohl an Bachelor- als auch an Masterabschlüssen einzutreten.
Prof. Dr.-Ing. Bernd Schinke Prof. Dr. Ulrich Bühler
Vorsitzender der KFBT Stellv. Vorsitzender KFBT