Akademische Bildung an Hochschulen nach Bologna - 03.10.2012

Die KFBT steht zu dem gestuften Studienmodell und tritt für die Umsetzung der Bologna-Ziele ein.
Bundesbildungsministerin Annette Schavan lobt anlässlich 10 Jahre Bologna-Prozess die Einführung des gestuften Studienmodells von Bachelor- und Masterstudiengängen an deutschen Hochschulen: „Kürzere Studiendauer, gute Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt, hohe Mobilität“. „Die neuen Abschlüsse sind auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich: Bachelor-Absolventen sind selten arbeitslos … Die Absolventen sind in der großen Mehrheit mit ihrer beruflichen Situation zufrieden und haben vielfältige Karrieremöglichkeiten.“ Im Gegensatz hierzu hält der HRK-Präsident Horst Hippler die Bachelorprogramme für Ingenieure an Universitäten nicht für berufsqualifizierend, kritisiert die unzulängliche Persönlichkeitsbildung der Absolventinnen und Absolventen und kommt zu dem Schluss, dass nur der Master-Abschluss das anzustrebende Studienziel sein kann. Die KFBT beurteilt diese Äußerungen des HRK-Präsidenten als sehr abstrakt und kaum verifizierbar, gehen sie doch an den eigentlichen Zielen des Bologna-Prozesses vorbei,
ignorieren die KMK-Beschlüsse zur Studienreform und verdeutlichen im Wesentlichen die nach wie vor vorhandene mangelhafte Bereitschaft zur Reform an einigen Universitäten. Die Bachelorstudiengänge an den Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) sind nach Aussagen von Industrie und Wirtschaft unstrittig berufsqualifizierend und zeigen damit, wie die Vermittlung sowohl wissenschaftlicher Methodenkompetenzen als auch sozialer und persönlicher Kompetenzen erfolgreich umgesetzt werden kann. Persönlichkeitsbildung ist ein lebenslanger Prozess der Reflexion und Kommunikation des Individuums mit seiner Umwelt,
der nicht erst in einem universitären Masterstudium beginnt. Masterstudienprogramme gibt es und muss es an beiden Hochschultypen geben, um die komplexer werdenden Systeme und Anwendungen einer Industriegesellschaft auch zukünftig
sicher beherrschen und weiter entwickeln zu können. Für eine berufliche Karriere in Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen wird aber nur eine Minderheit hervorragender Master-Absolventinnen
und -Absolventen benötigt. Der Großteil der Master von Universitäten – wie der von HAWen auch – beginnt das Berufsleben in Unternehmen, in Banken, im öffentlichen Dienst und anderen Bereichen außerhalb der Spitzenforschung. Auch eignet sich längst nicht jeder Bachelor-Studierende für ein weiterführendes Masterstudium. Nur geeignete Bachelor sollten daher die Möglichkeit zur Fortsetzung des Studiums erhalten und dies ganz unabhängig von den zur Verfügung stehenden Ressourcen an den Fachbereichen und Fakultäten. Der “Kampf um die klügsten Köpfe“ muss es uns wert sein. Ein einseitiger Regelabschluss Master für deutsche Universitäten verkennt den tatsächlichen Bedarf an hochqualifizierten akademischen Abschlüssen in Wirtschaft und Industrie, leugnet die Notwendigkeit, die von Bund und Land bereitgestellten Mittel sinnvoll und effizient einzusetzen und ignoriert die in weiten Teilen sehr erfolgreich eingeführten Bachelor- und Masterprogramme an Hochschulen für Angewandte Wissenschaften und Universitäten. Die Bologna-Reform muss mit aller Entschlossenheit konsequent umgesetzt werden.
Prof. Dr.-Ing. Bernd Schinke
Vorsitzender der KFBT

Prof. Dr. Ulrich Bühler
Stellv. Vorsitzender KFBT